Berberitzen anbauen: Die Frucht der Zukunft
Claudia Cerda hat einen Traum: Sie will Berberitzen-Beeren in ihrer Heimat in Patagonien anbauen. Eine Frucht, die im Süden Chiles bis jetzt nur wild vorkommt. Allerdings reichen die Erträge der Sammlerinnen und Sammler nicht, um die steigende Nachfrage nach dem „Superfood“ mit seinem hohen Gehalt an Antioxidantien, zu stillen. Claudia Cerda will dieses Potential nutzen.
Von Francisco Contardo aus Puerto Río Tranquilo, Región de Aysén, Chile. Oktober 2022.
Claudia Cerda zeigt stolz ihre erste Berberitzen-Anlage. Viel Züchtungsarbeit im Labor liegt bereits hinter ihr, vor zwei Wochen konnte sie endlich die ersten Pflanzen in die Erde setzen. „Das ist die erste Anlage mit gezüchteten Pflanzen. Sie stammen aus der Linie „la Junta“. Diese Anlage soll der Anfang der landwirtschaftlichen Nutzung sein. Denn während die Nachfrage nach Berberitzen-Beeren gestiegen ist, haben die Erträge der Wildpflanzen immer weiter abgenommen. Gründe dafür sind der Klimawandel, der Flächenverbrauch und die wenigen Sammlerinnen und Sammler. Deshalb ist der landwirtschaftliche Anbau dieser Frucht eine Chance für unsere Region und vielleicht für den ganzen Süden Chiles. Weltweit enthält keine Frucht mehr Antioxidantien – sogar in Cranberrys ist nur ein Fünftel von dem enthalten, was in Berberitzen-Beeren steckt“, erzählt Claudia Cerda über die Frucht, die in Chile „Calafate“ genannt wird.

Bis jetzt war es schwierig, diesen „Schatz“ im Süden Chiles zu heben. „Man kann keine Verhandlungen führen und Verträge mit dem Ausland schließen, wenn man nicht die notwendige Menge liefern kann. In der letzten Saison lag die Nachfrage bei 40 Tonnen und wir erreichten in unserer Region nur einen Ertrag von 900 Kilogramm. Deshalb ist es wichtig, dass wir Flächen anlegen, auf denen wir die Frucht gezielt anbauen“, begründet sie.
Claudia Cerda kümmert sich nicht nur um ihre eigenen Geschäfte. Sie versucht Bedingungen zu schaffen, die es auch anderen ermöglicht, die Berberitze anzubauen. „Die Stiftung für landwirtschaftliche Innovationen (FIA) unterstützt uns in einem Projekt, in dem wir einen Leitfaden für den Berberitzen-Anbau erstellen. Damit wollen wir den Erzeugerinnen und Erzeugern vor allem im Süden des Landes den Einstieg erleichtern. Denn hier sind die Temperaturen und Niederschläge optimal für den Anbau“, erklärt Claudia Cerda.
Mittlerweile hat sie gemeinsam mit ihrem Team schon drei weitere potenzielle Zuchtlinien entwickelt. „Damit wollen wir auf die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen reagieren. Wir haben Züchtungen für feuchte, weniger feuchte und trockene Regionen. So kann jeder Erzeuger die für ihn passende Sorte auswählen“, erzählt Claudia Cerda.

Wir verabschieden uns von Claudia, Cristián und Rodrigo, ein junger Agraringenieur, der jeden Monat eine Woche von Zentral-Chile in den Süden reist, um sein Wissen im Projekt einzubringen. Wir kehren heim nach Santiago de Chile mit dem Wissen, dass wir bald wieder in den Süden reisen werden, um die Fortschritte des Projektes zu begleiten. Wir freuen uns schon jetzt, zu sehen, wie die neuen Sorten gedeihen, wie Claudia und ihr Team ihre eigene Züchtungsstation aufbauen und vor allem, um wieder gemeinsam mit ihnen zu lachen und den wunderbaren Tee zu trinken, den Claudia auf ihrem Holzofen zubereitet – in ihrem Haus am Fuße eines Gletschers und dem südlichsten Gebirge der Welt.
Text: Francisco Contardo. Fotos und Video: Constanza Mantelli und Francisco Contardo. Redaktion: Francisco Contardo. Übersetzung: Maria Wehrle.
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